Nach dem Krieg litten die Menschen in Deutschland unter Hunger und Kälte. Viele Einheimische und Dazugekommene hatten kein eigenes Dach über dem Kopf. Trampelpfade führten über Trümmerhalden, wo heute auf Prachtstraßen Passanten flanieren. Aber trotz aller materiellen Not bewegte damals alle eine fixe Idee: Nie mehr Krieg – aber immer Europa! Weg mit den Schlagbäumen. Das war die Quintessenz von zwei Weltkriegen, die 80 Millionen Menschen das Leben gekostet haben.
Es gibt so gut wie keine Nation in Europa, die nicht auch einmal Teil einer anderen war oder andere ganz oder teilweise „geschluckt“ hatte. Nation ist weder gottgegeben noch naturgewachsen. Die Grenzen in Europa sind das Ergebnis von Macht, Waffen, Hochzeiten und diplomatischen Intrigen. Um die Grenze zwischen Deutschland und Frankreich haben wir in 70 Jahren dreimal Krieg geführt. Es ging unter anderem darum, wo ein lächerlicher Grenzstein in den Boden gegraben werden sollte: rechts oder links von Elsass-Lothringen. Dafür haben Millionen von Soldaten ihr Leben gelassen. Heute gibt es keine Grenzen mehr zwischen Deutschland und Frankreich. Dafür aber Frieden. Jeder, der heutzutage unter 74 Jahre alt ist, hat noch nie in seinem Leben Krieg erlebt. Wann gab es das schon einmal in der Geschichte unseres Landes?